Ein neues Schauvolk am Lehrbienenstand

Seit knapp anderthalb Wochen sitzt ein neues Schauvolk am Lehrbienenstand. Ein am 7. Mai in Saarfels eingefangener Schwarm – das Ursprungsvolk stammt aber tatsächlich aus Düppenweiler – konnte in eine Warrébeute mit Rundum-Schaufenstern einlogiert werden.

Bienenschwarm auf dem Weg in das neue Zuhause

Dafür wurde der Schwarm auf ein weißes Tuch, das auf einer Rampe zum Eingang des Bienenstocks liegt, aus der Schwarmfangkiste abgeschüttelt und die Bienen haben sich ihren Weg in das neue Zuhause gebahnt. Auf diese Weise kann man mit etwas Glück und gutem Sehrvermögen noch einmal sicherstellen, dass die Königin auch vorhanden war. An diesem Tag war uns das Glück holt und die Königin ist schnurstracks in die Beute hinein.

Schaffe, schaffe, Häusle baue…

Ein solcher Schwarm hat einen unheimlichen Bautrieb. Die Arbeiterinnen schwitzen gefühlt schon auf dem Weg aus dem Ursprungsvolk die Wachsplättchen aus ihren “Rippen”. In der Tat kann man an einem Ast, an dem sich ein Schwarm niedergelassen hat, bereits Wachsanbauten finden.

Oberste Zarge. Es regnet und die Damen haben Homeoffice. Die perfekte Zeit, um das neue Zuhause einzurichten…

In der neuen Beute muss also genug Raum sein, dass sie schnell mit dem Bau beginnen können. In der Warrébeute bieten wir den Bienen nur Oberträger und keine klassischen Rähmchen mit Mittelwänden an. In unserem Fall kamen in der oberen Zarge Schiffsrumpfleisten zum Einsatz und in der unteren gerade Oberträger mit einer angebrachten Wachsnut. Wie weiter unten auf den Bildern zu sehen ist, wurden die Schiffsrumpfleisten gut angenommen und die Waben haben eine gerade Ausrichtung.

Die Bienen werden in den ersten Wochen mit 1:1-Zuckerwasserlösung gefüttert. Dies ist der Treibstoff für den Wabenbau und nur wenig davon wird in den Zellen eingelagert, da es zu lange dauert dieser Lösung das Wasser zu entziehen. Zum Vergleich: Füttert man für die Überwinterung Zuckerwasser, muss die Lösung eine Ratio von 3:2 Zucker zu Wasser haben. Je nach größe des Schwarms kann der Ausbau unterschiedlich lang dauern. In unserem Fall haben die Bienen in zweieinhalb Wochen anderthalb der zwei gegebenen Zargen ausgebaut.

8. Mai, einen Tag nach dem Einlogieren: Die Bienen hängen in der Bautraube und sind eifrig dabei…
13. Mai: Es sind schon deutlich Waben zu erkennen.
13. Mai: Auch von vorne ist der Wabenbau zu erkennen.
16. Mai: Die obere Zarge ist so gut wie ausgebaut.
16. Mai: Die Bienen gehen aus Sammelflug und erster Nektar wird eingebracht.
16. Mai: In der unteren Zarge wird nun weitergebaut.
20. Mai: Die obere Zarge ist endgültig fertig.
20. Mai: Die Bautraube in der untere Zarge reicht nun fast bis zum Boden.
23. Mai: Eine Honigwabe wurde bereits verdeckelt.

Bienenhaltung nach Émil Warré

Warum aber eine Beute nutzen, die man idealerweise im Stabilbau führt? Der französische Abt Émil Warré (1867-1951) entwickelte mit seinem Ruche populaire (Volksbeute) eine Bienenbeute, die zum einen für jede Person wirtschaftlich zu betreiben sei und der Natur der Bienen nahe kommt. Rähmchen lehnte er ab, da Störungen im Volk vermieden werden sollen. Idealerweise sollte das Volk nur zur Honigernte geöffnet werden. Leider ist dies in Zeiten eingeschleppter Parasiten wie der Varroamilbe kaum mehr möglich. Seine Überlegungen zur Volksgröße wurden mittlerweile durch die Wissenschaft bestätigt. So soll man ein Warrévolk auf zwei Zargen überwintern, was der von den Bienen favorisierten Idealgröße einer Bienenbehausung von etwa 40l Volumen sehr nahe kommt. Warré schrieb seine Betriebsweise im Werk L’apiculture pour tous (Bienenhaltung für alle) nieder.

Die einfache Antwort auf die Frage warum wir ein Warrévolk an unserem Lehrbienenstand beherbergen ist jedoch die: Durch die Rundumzargen hat man einen besseren Blick ins Volk. Zwar gibt es diese für andere Beutensysteme auch, jedoch würde man beim Blick von mind. zwei Seiten nur die Seitenteile der Rähmchen sehen.

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