Seit knapp anderthalb Wochen sitzt ein neues Schauvolk am Lehrbienenstand. Ein am 7. Mai in Saarfels eingefangener Schwarm – das Ursprungsvolk stammt aber tatsächlich aus Düppenweiler – konnte in eine Warrébeute mit Rundum-Schaufenstern einlogiert werden.
Dafür wurde der Schwarm auf ein weißes Tuch, das auf einer Rampe zum Eingang des Bienenstocks liegt, aus der Schwarmfangkiste abgeschüttelt und die Bienen haben sich ihren Weg in das neue Zuhause gebahnt. Auf diese Weise kann man mit etwas Glück und gutem Sehrvermögen noch einmal sicherstellen, dass die Königin auch vorhanden war. An diesem Tag war uns das Glück holt und die Königin ist schnurstracks in die Beute hinein.
In der neuen Beute muss also genug Raum sein, dass sie schnell mit dem Bau beginnen können. In der Warrébeute bieten wir den Bienen nur Oberträger und keine klassischen Rähmchen mit Mittelwänden an. In unserem Fall kamen in der oberen Zarge Schiffsrumpfleisten zum Einsatz und in der unteren gerade Oberträger mit einer angebrachten Wachsnut. Wie weiter unten auf den Bildern zu sehen ist, wurden die Schiffsrumpfleisten gut angenommen und die Waben haben eine gerade Ausrichtung.
Die Bienen werden in den ersten Wochen mit 1:1-Zuckerwasserlösung gefüttert. Dies ist der Treibstoff für den Wabenbau und nur wenig davon wird in den Zellen eingelagert, da es zu lange dauert dieser Lösung das Wasser zu entziehen. Zum Vergleich: Füttert man für die Überwinterung Zuckerwasser, muss die Lösung eine Ratio von 3:2 Zucker zu Wasser haben. Je nach größe des Schwarms kann der Ausbau unterschiedlich lang dauern. In unserem Fall haben die Bienen in zweieinhalb Wochen anderthalb der zwei gegebenen Zargen ausgebaut.
Bienenhaltung nach Émil Warré
Warum aber eine Beute nutzen, die man idealerweise im Stabilbau führt? Der französische Abt Émil Warré (1867-1951) entwickelte mit seinem Ruche populaire (Volksbeute) eine Bienenbeute, die zum einen für jede Person wirtschaftlich zu betreiben sei und der Natur der Bienen nahe kommt. Rähmchen lehnte er ab, da Störungen im Volk vermieden werden sollen. Idealerweise sollte das Volk nur zur Honigernte geöffnet werden. Leider ist dies in Zeiten eingeschleppter Parasiten wie der Varroamilbe kaum mehr möglich. Seine Überlegungen zur Volksgröße wurden mittlerweile durch die Wissenschaft bestätigt. So soll man ein Warrévolk auf zwei Zargen überwintern, was der von den Bienen favorisierten Idealgröße einer Bienenbehausung von etwa 40l Volumen sehr nahe kommt. Warré schrieb seine Betriebsweise im Werk L’apiculture pour tous (Bienenhaltung für alle) nieder.
Die einfache Antwort auf die Frage warum wir ein Warrévolk an unserem Lehrbienenstand beherbergen ist jedoch die: Durch die Rundumzargen hat man einen besseren Blick ins Volk. Zwar gibt es diese für andere Beutensysteme auch, jedoch würde man beim Blick von mind. zwei Seiten nur die Seitenteile der Rähmchen sehen.
Mit seinem nassen und kühleren Wetter ist der Herbst die ideale Zeit, um den eigenen Garten mit zahlreichen Pflanzen zu erweitern. Wer etwas für Bestäuber tun möchte, der findet im Folgenden einige Pflanztipps für Gehölze oder Stauden. Zwar gibt es in Baumärkten und Baumschulen zahlreiche Markierungen, die auf angeblich bienenfreundliche Pflanzen hinweisen, dabei handelt es sich leider in zahlreichen Fällen um “Bee-washing”. Insektenfreund sollen mit dem Versprechen gelockt werden, dass diese oder jene Pflanze besonders bienenfreundlich ist, der genaue Mehrwert erschließt sich jedoch nicht und die Pflanze ist eventuell nicht sonderlich geeignet.
Man sollte sich bei allen Pflanzen an zwei Regeln halten:
1. Niemals gefüllte Blüten kaufen! Diese bieten keinen Mehrwert für Insekten, da die Rüssel meist nicht an den Nektar herankommen und ein Pollensammeln von vornerein ausgeschlossen ist.
2. Je heimischer, desto besser! Auf jeden Fall sollte auf invasive Neophyten verzichtet werden. Manche Neophyten sind jedoch so heimisch, dass man auch diese pflanzen kann und einige sind sogar ein echter Mehrwert wie der Bienenbaum (Tetradium daniellii). Wichtig ist jedoch, dass sich die Arten nicht zu stark ausbreiten können.
Der phänologische Kalender – auch ein Mehrwert für alle Gärtnerinnen
Der Klimawandel wirft die Jahreszeiten durcheinander. Während sich Imkerinnen in früheren Zeiten mit ihren Arbeiten am Bienenvolk in der Regel noch an den Monaten orientieren konnten, starten die Bienen in einem wärmeren Frühjahr deutlich vor dem April. Daher ist der sogenannte phänologische Kalender seit geraumer Zeit bei Imkerinnen in aller Munde. Dieser teilt das Jahr in 10 Jahreszeiten ein, die mit der Blüte oder Fruchtreife verschiedener Pflanzen beginnen. Zu empfehlen ist das entsprechende Buch von Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter (Das Bienenjahr. Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur).
Frühling, Sommer und Herbst werden dabei in je drei Unterjahreszeiten aufgeteilt. Der sogenannte Vorfrühling beginnt mit der Blüte der Haselnuss, deren Pollen ebenso wie der der Salweide sehr wichtig für die Aufzucht neuer Brut ist. Der Erstfrühling wird von der Forsythienblüte eingeleitet, die jedoch bis auf ihre Funktion als Indikator der Jahreszeit keine Funktion für die Insektenwelt hat. Die Apfelblüte leitet den Vollfrühling ein und bei den Imkerinnen geht es ans Eingemachte. Der Frühsommer beginnt mit der Holunderblüte und der Hochsommer mit der Sommerlinde. Ab dort zeigt die Fruchtreife der Eberesche den Beginn des Spätommers und die Fruchtreife des Schwarzen Holunders den Frühherbst an. Im Vollherbst (Fruchtreife der Stieleiche) und Spätherbst (Blattfärbung der Siteleiche) gibt es für Bestäuber nur noch Restblüten aus den Vormonaten. Der Winter wird durch den Nadelfall der Lärche eingeleitet.
Für Gärtnerinnen ist die Einteilung von Arbeitsschritten zu bestimmten Jahreszeiten ähnlich. Entsprechende Ratgeber gibt es in allen Buchhandlungen. Eine Auflistung der in “Das Bienenjahr” vorgestellten Blühpflanzen mit Pollen- und Nektarwert ist weiter unten zu finden. Diese beziehen sich vor allem auf Honigbienen, sind aber auch für andere Bestäuber wertvoll.
Stauden – Blühoasen für vielerlei Insekten
Wer keinen großen Platz im Garten hat und dennoch einen kleinen Bereich als Nektaroase einrichten möchte, der kann zu Staudenpflanzen greifen. Diese lassen sich durch Trennen der Wurzel in der Regel einfach selbst vermehren oder vermehren sich, wie Knollengewächse, gleich selbst. Es sollte hier je nach Lichtverhältnissen am Standort die passende Pflanze ausgesucht werden und am besten mehrere gleiche Pflanzen nebeneinander. Die Krokusblüte ist übrigens nicht nur für Bienen interessant, sonder zeigt auch den geeigneten Zeitpunkt an, um Stauden zurückzuschneiden.
In großen Gärten lohnt es sich die Staudenbepflanzung genau zu planen. Hier macht es für die Bereitstellung der Bienenweide, aber insbesondere auch für die Ästhetik Sinn, Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten auszusuchen. Lange Blühzeiten und ungefüllte Blüten sind auch hier ein Muss! Eine Zusammenstellung geeigneter Stauden findet sich weiter unten.
Bienenbaum – ein Baum mit vielen Namen
Der Bienenbaum wird auch weniger Charmant “Samthaarige Stinkesche” genannt. Der lateinische Name ist Tetradium danielli. Wer für seinen Garten einen nutzbringenden Schattenspender sucht, aber kein Fallobst haben möchte, ist mit diesem Baum gut bedient. Der aus China und Korea stammende Baum kann in unseren Breiten eine Höhe um die 10 Meter erlangen, ist aber sehr frostempfindlich und daher keine invasive Art.
Er ist für fast alle Arten von Bestäubern extrem wertvoll, da er sehr viel Nektar und Pollen in seinen Blüten zur Verfügung stellt. Die Bäume blühen das erste Mal mit etwa sechs Jahren, aber auch dann können schon zahlreiche Honigbienen, Hummeln und andere Bestäuber an den noch gering vorhandenen Blüten beobachtet werden, die begierig an die nahrhaften Schätze zu gelangen versuchen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass man diese Bäume nicht zu groß kaufen sollte. Eine Höhe von 100cm bis 150cm ist vollkommen ausreichend und sie wachsen in dieser Größe deutlich schneller. Es kann vorkommen, dass sie die ersten Fröste nicht gut überstehen. Oftmals treiben sie aber kurze Zeit wieder neue Zweige aus und kommen umso stärker nach. Aus persönlicher Erfahrung ist eine Pflanzzeit im Frühjahr, am besten nach den Eisheiligen zu empfehlen. Staunässe vertragen die Bäume überhaupt nicht.
Zahlreiche Wildbienen sind auf bestimmte Pollenarten spezialisiert. Die sogenannten oligolektischen Wildbienen sind darauf angewiesen, dass die entsprechenden Blüten zur Verfügung stehen. Sie sind regelrechte Gourmets, die nur ausgewählte Speisen zu sich nehmen. Ganz im Gegensatz zu Honigbienen, die eher unter die Kategorie Gourmant fallen. Sie brauchen reichlich Futter für ihre abertausenden an Stockgenossinnen und können daher nicht wählerisch sein. Übrigens ist dies auch ein Grund, warum viele Neuimker enttäuscht sind, dass trotz Bienenstock im Farten die Obstbäume nicht angeflogen werden. Wenn in der Nähe eine Streuobstwiese mit mehreren Apfelbäumen ist, bedienen sie sich daran. Das ist auch ökonomischer.
Wer mehr über “Gourmet-Bienen” erfahren will und diesen ein auserlesenen Gängemenü im Garten zubereiten möchte, findet dazu zahlreiche Informationen auf der Seite von BeeBetter. Wildbienenschutz ist immens wichtig, denn hier kümmern sich keine Imker um das Wohlbefinden.
Anhänge: Pflanzenkataloge und weitere Hilfen
Im folgenden Abschnitt finden Sie eine Zusammenstellung des Pflanzenkatalogs aus “Das Bienenjahr” mit Nektar- und Pollenwerten. Die Skala reicht von 0 bis 4, wobei 0 für kein Vorkommen und 4 für reichlich Vorkommen steht. Der Pflanzenkatalog zu Stauden entstammt dem Sonderheft zu Bienengärten des Bienenjournals. Hier wurden teilweise keine Trachtwerte gefunden, dennoch sind diese Pflanzen wertvolle Futterspender für allerlei Bienenarten.
Trachtpflanzen aus “Das Bienenjahr. Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur” (hervorgehoben sind die Indikatoren für den Beginn der Jahreszeit)
Saison
Name
Nektar
Pollen
Vorfrühling
Erle
0
3
Haselnuss
0
2
Krokus
3
2
Pestwurz
3
3
Salweide
4
4
Schneeglöckchen
2
2
Erstfrühling
Fosythie
0
0
Buschwindröschen
0
2
Löwenzahn
3
4
Duftveilchen
1
1
Schlehe
2
2
Spitzahorn
3
2
Rote Johannisbeere
2
2
Süßkirsche
4
4
Stachelbeere
3
1
Winterraps
4
4
Vollfrühling
Eberesche
2
2
Gewöhnliche Rosskastanie
3
3
Flieder
2
3
Goldregen
1
2
Himbeere
4
3
Wiesenschaumkraut
2
2
Apfel
4
4
Sauerkirsche
4
4
Frühsommer
Bärlauch
3
2
Bergahorn
4
2
Edelkastanie
3
3
Holunder
2
2
Mohn
0
3
Robinie
4
2
Traubenkirsche
1
1
Echter Thymian
3
2
Kulturapfel (spätreifend)
4
4
Quitte
1
1
Ackerbohne, Saubohne
2
2
Hochsommer
Brombeere
3
3
Großes Springkraut
2
2
Sommerlinde
4
1
Winterlinde
4
1
Silberlinde
3
1
Weißer Steinklee
4
3
Wald-Geißblatt
2
2
Durchwachsene Silphie
2
2
Phazelie
4
3
Saat-Luzerne
3
1
Weißer Senf
2
3
Spätsommer
Eberesche (fruchtreife)
Efeu
3
3
Heidekraut
3
3
Echter Lavendel
3
1
Gewöhnlicher Liguster
3
3
Rainfarn
2
2
Echter Buchweizen
4
3
Sonnenblume
3
3
Frühherbst
Schwarzer Holunder (fruchtreife)
Herbstzeitlose
2
2
Kanadische Goldrute
2
3
Gewöhnliche Kratzdistel
0
2
Topinambur/Erdbirne
2
2
Vollherbst
Stieleiche (fruchtreife)
Spätherbst
Stieleiche (Blattfärbung)
Winter
Lärche (Nadelfall)
Staudenpflanzen nach Bienenjournal Spezial: Bienengarten
Wenn ein Bienenvolk schwärmt nimmt die alte Königin die hälfte des Volkes mit, um sich eine neue Behausung zu suchen. Die Kunst des Schwarmfangens besteht nicht darin, alle im Baum/Busch/Hundekinn sitzenden Bienen in die Schwarmfangkiste zu bekommen. Die Kunst ist es die Königin in der Box zu haben. Je nachdem wie der Schwarm in der Traube sitzt ist dies mal einfacher und mal schwieriger. Die Imkerin sollte immer etwas Zeit mitbringen oder es muss ein Ort zur Verfügung stehen, an dem man die Schwarmfangkiste bis zum Abend aufstellen kann. Ist die Königin nämlich in der Kiste, so werden die nicht eingefangenen Bienen alsbald in den Weg dort hinein finden.
So steht es geschrieben, nur sind Bienen leider analpheten. Es kann also vorkommen, dass alles danach aussieht als ob die Königin im Volk sitzt, dem aber tatsächlich nicht so ist. Oder aber die Königin entschließt sich beim Einschlagen/Einlaufen lassen des Schwarms in eine neue Behausung dazu, doch noch einmal wegzufliegen und sich die Sache von oben anzuschauen. In den seltensten Fällen kommt sie zurück.
Was also tun, wenn man den Verdacht hat, dass die Königin doch nicht im neuen Schwarm sitzt? Von alleine können sich die Bienen keine heranziehen, fehlen doch die Maden im neuen Volk. Hier hilft die Weiselprobe!
Entweder man nimmt mit entsprechendem Werkzeug ein, zwei Larven aus der Wabe eines anderen Volkes oder, wenn man dies entbehren kann, nimmt man eine ganze Brutwabe mit Brut in allen Stadien und setzt sie in den neuen Schwarm. Die erste Methode mit künstlichen Weisezellen und darin befindlichen jungen Larven ist die schnellere Variante. Ist eine Königin im Volk, so haben die Bienen die Zelle bereits am nächsten Tag geleert. Ist keine Königin im Volk sieht man deutlich den Futtersaft.
Dass die Königin abhanden kommt, ist aber eher eine Seltenheit.