Ursprünglich veröffentlicht am 27.08.15
Nach der letzten Honigernte und der darauffolgenden Varroabehandlung muss sich die Bienenmutter/der Bienenvater, um die Wintervorbereitungen seiner Schützlinge kümmern. Konkret heißt dies, dass man die Völker auffüttern muss. Ein Bienenvolk benötigt, je nach Größe, um die 13 bis 18kg Wintervorrat. Aber warum muss sich der Imker darum kümmern?
Ab August schwindet das Trachtangebot immer weiter, bis kaum mehr etwas von den Bienen zu finden ist. (Wie man das Trachtangebot verbessern kann, lesen Sie unter Bienenfreunde.) Die Bienen tragen oftmals mehr Pollen als Nektar ein. Pollen ist wichtig, um die jetzt schlüpfenden Winterbienen großzuziehen, die langlebiger sind als ihre sommerlichen Schwestern. Der Nektar, welcher zu Honig verarbeitet wird, dient als Heizmaterial für die Bienen. Im Winter müssen zwar keine Brutnesttemperaturen um die 36°C aufrechterhalten werden, da die Königin keine Eier mehr legt, aber dennoch muss die Temperatur ein Überleben der Bienen gewährleisten.
Nun kann man sich natürlich fragen, warum dann der Imker – dieser Schuft – den Bienen auch noch den Honig im Juli klaut, wenn diese ihn doch zum Überleben des Winters benötigen? Die Menge, die ein Volk benötigt, hängt natürlich von dessen Größe und der Größe der Behausung ab. Man kennt das von den Nebenkosten: größere Wohnungen = höhere Heizkosten. Durch die Abnahme des Honigraums wird diese Größe gleichzeitig verringert.
Zugegeben: In der Regel ist der Honigraum so gut gefüllt, dass man nichts nachfüttern muss. Bei starken Völkern allerdings ist auch nach der Honigernte noch genügend Wintervorrat vorhanden. Nehmen wir ein paar Beispieldaten aus verschiedenen Beutentypen:
Magazin A: 17,6kg
Magazin B: 18,6kg
Bienenkiste: 18kg
Warré A: 11kg
Warré B: 12,3kg
Aus Magazin A und der Bienenkiste wurde im Juli der Honig abgeerntet. Magazin B schwärmte dieses Jahr zwei Mal und war mit dem Ausbau einer zweiten Zarge beschäftigt. Die beiden Warré-Beuten beherbergen die Schwärme aus Magazin B und wurden aufgrund des nötigen Ausbaus nicht beerntet. Magazin- und Warré-Völker sitzen auf jeweils zwei Zargen.
Was sagen uns diese Daten? Magazin A und B haben genügend Winterfutter. Zur Sicherheit werden allerdings noch 3kg nachgefüttert. Die Bienenkiste enthält 3kg mehr als mindestens empfohlen wird und die beiden Warré-Beuten können noch ein paar Kilo vertragen.[1] Doch wie wiege ich die Beuten am besten?
Das Wiegen der Beuten
Manch ein Imker wiegt seine Völker überhaupt nicht. Oftmals werden einfach 15kg zugefüttert, was logischerweise reichen sollte. Es existieren aber gute Gründe, warum man die Beuten doch wiegen sollte.
Zum einen ist es natürlich eine Kostenfrage. Je nachdem was ich füttere und wie viele Mäuler, sprich Völker, ich stopfen muss, können immense Kosten auf den Imker zukommen. Man sollte bei der Betreuung seiner Bienen niemals an der falschen Stelle sparen, aber ebenso wenig sollte man das Geld zum Fenster rauswerfen.
Zum anderen ist es eine Frage des Platzes. Wenn 15kg zugefüttert werden und bereits ein Vorrat von 18kg besteht muss damit gerechnet werden, dass das Brutnest zugunsten der Wintervorräte zu sehr eingeengt wird (sog. verhonigen). Das Ergebnis ist eine Abnahme der Winterbienen-Geburten und damit eine Gefährdung des Volkes, welches diese Bienen benötigt um im neuen Jahr wieder gut starten zu können.
Also wiegen, aber wie? Recherchiert man dazu, findet man immer wieder zwei praktizierte Methoden. Bei Methode 1 nutzt man eine handelsübliche Personenwaage oder eine Paketwaage und stellt die gesamte Beute darauf. Wer seine Bienen nicht auf einem betonierten und nivellierten Platz stehen hat, hat hier schon ein gewaltiges Problem die Waage so aufzustellen, dass die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Methode 2 sieht vor mittels mechanischen Zugwaagen das Kippgewicht an einer Seite der Zarge zu messen. Leider auch oftmals ungenau.
Besser ist es jedoch man spannt zwei Zurrgurte überkreuzt an der Beute fest, stellt eine Klappleiter auf, nimmt ein Rohr zur Hand und befestigt an Zurrgurten und Rohr eine mechanische Federwaage mit ausreichendem Messbereich (am besten bis mind. 100kg). Während das eine Ende des Rohrs auf einer Sprosse der Leiter ruht, wird mit Armen und Schultern das andere Ende so weit hochgehoben, bis die Beute schwebt, was aufgrund der Hebelwirkung einfacher ist als man sich das vorstellen mag. Das Messergebnis kann abgelesen und die Beute wieder runtergelassen werden. Es empfiehlt sich zu zweit zu arbeiten. Ein Helfer muss darauf achten, dass die Beute trotz Kreuzspannung nicht doch noch kippt und dass die Beute wieder an der gleichen Stelle steht wie vor der Messung und nicht um 40° verdreht.
Die Gurte müssen für einen optimalen Halt überkreuz festgezurrt werden.
Bei der Bienenkiste können die Gurte vorne und hinten befestigt werden.
Im nächsten Schritt muss das gemessene Ergebnis mit dem Leergewicht der Beute und dem Schätzgewicht der Bienen- und Wachsmasse verrechnet werden. Als Beispiel dient uns Magazin A mit einem Messergebnis von 56kg. Das Leergewicht muss natürlich vor dem Aufstellen der Beute gemessen werden. Am besten werden alle Teile einzeln gemessen und später addiert. Magazin A hat ein Leergewicht von 28,4kg, dazu schätzen wir ein Gewicht von 5kg für Bienen und Wachs pro Zarge, also 38,4kg für ein zweizargiges DN-Magazin.
56kg – 38,6kg = 17,6kg Wintervorrat
Et voilà wie haben ein Ergebnis. Wenn man nun möchte kann das Bienengewicht ein wenig großzügiger Geschätzt werden und ein wenig mehr nachfüttern. Mit dieser Methode erhält man jedoch ein zuverlässiges Gesamtergebnis mit dem man seine Bienen beruhigt in den Winter schicken kann. Im September sollte noch einmal probegemessen werden.
Füttern: Wie und was?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu füttern. Wer streng nach Warré imkert füttert beispielsweise Honig zurück, sofern man genügend geerntet hat. Das ist natürlich das Beste für die Bienen, die den Honig ja nicht aus Spass oder für den Menschen sammeln. Wenn man 20kg in einem Volk erntet und dieses wiederum 3kg aufgefüttert werden muss, ist es nur sinnig den Bienen ihren „nicht-Überschuss-Anteil“ zurückzugeben.
Die zweitbeste Möglichkeit ist es Invertzuckersirup zu füttern. Dieses Futtermittel ist in der Regel etwas teurer als Zucker, wird dafür aber von den Bienen besser angenommen, da es aus Fructose-Zucker besteht.
Futterteig ist eine weitere Möglichkeit, eignet sich je nach Jahreszeit aber mal besser, mal schlechter. Wer schnell auffüttern will nimmt Sirup statt Teig, da Teig erst mit Wasserzugabe der Bienen verarbeitet werden muss.
Weiter gibt es die Möglichkeit selbst Zuckerwasser zuzubereiten. Dabei nimmt man ein Mischungsverhältnis von Zucker zu Wasser von 2:1. Der Saccharose-Zucker ist ein bisschen weniger optimal als der Fruchtzucker, schadet den Bienen aber nicht. Wer ganz sicher gehen möchte, nutzt zur Zubereitung Bio-Zucker oder Rohrzucker. Die Debatte über Bienengesundheit und den Einsatz von Neonicotinoiden in Pflanzenschutzmitteln lassen einige Imker vermuten, dass diese Wirkstoffe bis in den raffinierten Zucker hineinwirken. Beweise gibt es freilich nicht, dazu müsste eine großangelegte und unabhängige Studie durchgeführt werden.
Zum Füttern nutzt man ein sog. Futtergeschirr, das es in vielen Ausführungen gibt. Wer möchte kann ein einfaches Plastikgefäß nehmen, mit Schmirgelpapier anrauen und befüllen. Dabei sollten jedoch Korken auf das Futter gelegt werden, da ansonsten zahlreiche Bienen ertrinken würden. Das Gefäß gibt man dabei einfach in eine leere Zarge o.ä.
Für Zargen gibt es auch Aufsätze in die man das Futter einfüllt. Die Bienen kommen dabei von unten durch ein Loch und werden durch einen Plastikdeckel daran gehindert zu ertrinken. Ähnlich verhält es sich mit extra angefertigten Futterzargen. Durch einen Trick kann man die Bienen dazu bringen das gesamte Futtergeschirr zu reinigen, ohne dass sie Gefahr laufen zu ertrinken. Hierfür schneidet oder sägt man ein bienengroßes Loch in Deckel oder Gitte; sobald dann der Futterpegel auf einem niedrigen Stand ist, schlüpfen die Bienen durch das Loch und können die verbleibenden Reste wegputzen.
Eine Plexiglasplatte über der Wanne verhindert ein Eindringen der Bienen unter der Folie hindurch.
[1] Es sollte Erwähnung finden, dass die Warré-Beute ein wesentlich geringeres Volumen aufweist und dafür bekannt ist weniger Winterfutter zu benötigen. Zwei Warré-Zargen haben etwa das Volumen einer „normalen“ Magazinzarge (DN-Maß 12 Rähmchen).