Ursprünglich veröffentlicht am 11.04.18
Die Wahl der Beute, also der
Bienenbehausung, sollte wohl überlegt sein. Man sollte sich genau über
Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme informieren, um nicht erst
später festzustellen, dass es auch hätte einfacher gehen können. Aber
selbst bei einer wohl überlegten Wahl, bleibt eine Systemumstellung bei
mehr Erfahrung nicht aus. Mehrere Systeme gleichzeitig zu verwenden wird
in der Regel nicht empfohlen, ist aber durchaus möglich sofern man sich
genaue Gedanken über die eigene Herangehensweise gemacht hat. Hier
zunächst ein paar vorgestellte Systeme:
Bienenkorb und Klotzbeute
Diese Systeme an erster Stelle, da sie
über Jahrhunderte die Beuten schlechthin in Europa waren. Auch heute
noch ist der Bienenkorb das Symbol der Imkerei und ziert das Wappen
zahlreicher Vereine sowie des Deutschen Imkerbundes. Die Bienenhaltung
in Körben wird heute vor allem noch in der Lüneburger Heide praktiziert,
wo der Lüneburger Stülper in langen „Bienenzäunen“ aufgestellt wird.
Die Haltung in Klotzbeuten, also ausgehöhlten Baumstämmen, erfreut sich
in letzter Zeit wieder mehr Beliebtheit auch in Mittel- und Westeuropa.
In Polen und Russland gibt es noch weitläufige Gebiete wo die Bienen
sogar in künstlich angelegten Höhlen in noch lebenden Bäumen gehalten
werden. Im Naturpark Saar-Hunsrück läuft aktuell ein Projekt, das die
Zeidlerei auch in unseren Gefilden wieder populär machen will.
Diese beiden Beuten sind dem Anfänger jedoch aus zwei Gründen nicht zu
empfehlen. Zum einen sind Materialien sowie Wissen über die
Betriebsweisen nicht so leicht zu finden und zum anderen gibt es kaum
erfahrene Imker, die dem Neuling beratend zur Seite stehen könnten. Von
einem Kauf von Strohkörben in den meisten Imkereibedarfsläden, ob online
oder lokal, ist abzuraten, da diese meist nur Zierde sind und nicht die
benötigte Stabilität und Wandstärke haben.
Links und Literatur:
Magazin
Die verbreitetste Bienenbehausung ist die
sogenannte Magazinbeute. Sie besteht aus mehreren viereckigen Kästen,
den sog. Zargen, die oben und unten offen sind. Diese können sowohl im
Stabil- als auch im Mobilbau betrieben werden. Stabilbau bedeutet, dass
die Bienen nur fest aufliegende Holzoberträger bekommen, von denen sie
die Waben im Naturbau herunterziehen. Die vor allem in Frankreich, aber
auch bei uns verwendete Warré-Beute wird klassisch im Stabilbau
betrieben und besteht aus mehreren Zargen. Allerdings kann sie ebenfalls
im Mobilbau praktiziert werden.
Für den Mobilbau werden viereckige Holzrähmchen verwendet, die einen
Abstand von etwa 8mm (+/-2mm) zu den Wänden haben müssen, damit die
Bienen diese nicht mit Propolis festkleben und weiterhin mobil bleiben.
Rähmchen gibt es in vielen unterschiedlichen Maßen. Beuten- und Maßwahl
gehen immer miteinander einher. Weltweit am meisten verbreitet ist das
Langstroth-Maß (Wabenfläche 869mm²). Weiterhin sind in Deutschland vor
allem noch Dadant (ca. 1087mm²), Zander (764mm²) und Deutsch-Normal
(700mm²). Das Deutsch-Normal-Maß oder DNM bzw. DN-Rähmchen ist das in
unserer Region das am gebräuchlichste Maß. Sich eine Beute im
„Vereinsmaß“ oder eben jenem in der eigenen Region zu besorgen, hat den
Vorteil dass die Gegenseitige Hilfe gewährleistet ist. Ableger von
Völkern können wesentlich einfacher ausgetauscht werden, sollte es über
den Winter zu einem größeren Verlust von Bienen oder gar einem
Totalausfall kommen.
Welches Rähmchenmaß letztendlich das
Beste ist ist eine Glaubensfrage, die die Gemüter vor allem in
Imkerforen schnell anheizen kann. In vielen Vereinen hat sich dagegen,
wie bereits erwähnt, ein festes „Vereinsmaß“ gebildet. Dieses
einzuhalten ist selbstverständlich nirgendwo Pflicht und auch in
„DN-Vereinen“ gibt es immer mal wieder Dadant-Imker. Dadant hat den
Vorteil des großen Wabenmaßes, welches für die Bienen ein wenig
komfortabler ist und einen einzargigen Brutraum zulässt, was bei DNM in
der Regel mindestens zwei Zargen bewerkstelligen müssen. Die Königin
muss nicht durch den leeren Raum zwischen den Zargen klettern und das
Brutnest wird weniger gestört. Diese Möglichkeit hätte man mit einer
Modifikation des DNM, nämlich DN-1,5 (1103mm²) also DN-Rähmchen die
eineinhalb Mal so groß sind als normal. Auch bei anderen Systemen gibt
es zahlreiche Modifikationen in der Rähmchengröße für die es ebenso die
entsprechenden Zargen gibt. Kleinere Maße wie bspw. DN-Halbe oder
Flachzargen haben den Vorteil, dass sie als Honigräume genutzt werden
können ohne bei der Ernte und Kontrollen schwer heben zu müssen.
Immerhin kann eine DNM-Zarge mit 11 Rähmchen und voll mit Honig 20 bis
30kg wiegen. Ohne Hilfe ist das schwer und tut dem Rücken langfristig
nicht gut.
Die nächste große Entscheidung ist die
Frage nach dem Material der Beute. Hier gibt es eigentlich nur die
Entscheidung zwischen Kunststoff oder Holz. Kunststoff hat den Vorteil,
dass es teilweise besser isoliert und die Bienen weniger Wärmeverlust
erleiden. Der gravierendste Nachteil ist die Herstellung sowie
Entsorgungsproblematik. Im Vergleich zu einer Holzbeute hinterlässt eine
Kunststoffbeute einen wesentlich größeren ökologischen Fußabdruck.
Daneben gibt es noch kleinere Feinheiten
wie die Entscheidung zwischen Hoch- oder Flachboden oder der Form des
Daches. Die genauen Vor- und Nachteile lässt man sich im Einzelnen am
besten während des Beutenkaufs vom Händler seines Vertrauens erklären.
Diese Feinheiten sind meist bei allen Beutentypen frei wählbar.
Links und Literatur:
Da die Magazinimkerei die vorherrschende
Art der Bienenhaltung ist, wäre eine Auflistung aller Seiten und Bücher
zu umfangreich. Daher sei es an dieser Stelle jedem selbst überlassen
eine kurze Internetrecherche anzustellen. Einzig ein Werk zur Imkerei in
Großraumbeuten sei hier aufgelistet, da es meines Wissens eines der
wenigen ist, das sich intensiver damit beschäftigt:
- Orlow, Melanie von: Natürlich imkern in Großraumbeuten. Stuttgart ²2017.
Weitere Beuten
Die schon beim Rähmchenmaß angesprochene
Rückenproblematik ist nicht zu unterschätzen. Es gehört zur guten
imkerlichen Praxis auch auf das eigene Wohl und nicht allein auf das der
Bienen zu achten. Gerade bei Menschen mit Rückenleiden oder Imkerinnen
und Imkern im hohen Altern stellt das eine fast unüberwindbare Hürde
dar. Zu diesem Zwecke existieren aber verschiedene Einraumbeuten wie die von Mellifera oder die sog. Golzbeute.
Hier wird so gearbeitet, dass der den Bienen zur Verfügung stehende
Raum je nach Volksstärke und Jahreszeit durch Trennschiede erweitert
bzw. verkleinert werden kann.
Die bereits erwähnte Warré-Beute
ist eine Entwicklung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der
frz. Abt Émile Warré wollte eine einfach zu handhabende und billig zu
bauende „Volksbeute“ entwickeln, die den Bienen eine naturnahe Behausung
bieten konnte. Klassisch wird diese im Stabilbau, allein mit
Oberträgern verwendet. Eine Betriebsweise mit Rähmchen ist aber ebenso
möglich. Das Raummaß ist kleiner und die Bienen verbrauchen über den
Winter weniger Futter.
Die Bienenkiste
ist eine reine Stabilbau-Beute, die nach der Vorlage des Krainer
Bauernstocks nach Anton Janscha entwickelt wurde. Der längliche
Holzkorpus wird zur Inspektion des Volkes und notwendigen Behandlungen
umgedreht, sodass der Boden abgenommen werden kann. Die Bienenkiste wird
als anfängerfreundlich angepriesen, was in imkerlichen Kreisen ein mehr
als relativer Begriff ist. (Allein die schiere Informationsflut und die
unterschiedlichen „Glaubensbekenntnisse“ der Betriebsweisen machen es
dem Anfänger/der Anfängerin nicht einfach.) Während die Warré-Beute noch
konventionell betrieben werden kann, ist dies bei der Bienenkiste nicht
möglich. Das ist nichts Schlechtes, sondern hängt allein von den
eigenen Vorstellungen des geplanten Vorhabens Imkerei ab. Die
Bienenkiste verfügt über eine sehr gute Online-Dokumentation.
Zuletzt sei noch die sogenannte Oberträgerbeute oder Kenian-Top-Bar-Hive
genannt, die eigens für die Entwicklungshilfe in Afrika entwickelt
wurde. Die abgeschrägten Seiten der Beute ermöglichen ein mobiles Imkern
ohne Rähmchen, da die Bienen die Waben nicht an den Wänden anbauen. Die
Oberträgerbeute ist ebenfalls eine Großraumbeute ohne Zargen und ist
darauf ausgelegt, sie auch mit einfachen Mitteln zusammenbauen zu
können.
Links und Literatur: