Was ist Honig?
Honig ist ein von Bienen produziertes Lebensmittel, das durch das Sammeln von Blütennektar und Honigtau gewonnen wird. Soweit so gut, aber wofür brauchen Bienen den Honig überhaupt? Die Antworten „Wintervorrat“ und „Nahrungsmittel“ greifen hier zu kurz.
Honig ist der Brennstoff des Bienenstocks. Das Brutnest der Bienen muss auf einer Temperatur von 33 bis 36°C gehalten werden. In der Regel werden diese Temperaturen im Sommer selten erreicht, sodass eine immense Summe von Honig benötigt wird. Ein normales Bienenvolk sammelt bis zu 300kg Honig pro Saison. Was der Imker davon als Überschuss aberntet ist nur ein geringer Anteil dessen.[1] Honig ist für den Fortbestand des Volkes lebenswichtig, doch was bedeutet es für den Menschen?
Honig wurde schon seit jeher als wertvolles Nahrungsmittel gesehen. Fast jedem ist das „Land, darin Milch und Honig fließt“ aus dem zweiten Buch Mose ein Begriff. Honig war nicht nur für lange Zeit eines der wenigen Süßungsmittel, man sprach ihm ebenso eine heilsame Wirkung zu und das bis in die heutige Zeit. Honig ist jedoch nicht gleich Honig, so gibt es zum Beispiel verschiedene Sorten und Erntemethoden sowie erhebliche Geschmacksunterschiede. Welcher Honig ist also der beste Honig?
Sortenhonig
Keiner! Geschmäcker sind verschieden und so lässt sich diese Frage nur individuell beantworten. Wovon sprechen wir aber genau, wenn wir von Sortenhonig sprechen?
Wenn ein Imker bspw. Akazienhonig ernten will, dann kann er die Bienen nicht einfach bitten nur von den blühenden Akazien zu sammeln. Honigbienen sind Generalisten, was bedeutet, dass sie von vielen verschiedenen Blüten sammeln und nicht nur von einer Gruppe allein. Der Imker muss also handeln. Sortenhonig gewinnt er dadurch, dass er die Bienenvölker in die Nähe der entsprechenden Blüten stellt. Dies ist entweder jahreszeitbedingt automatisch der Fall oder er wandert die entsprechenden Gebiete mit den Völkern gezielt an. Um einen Honig als Sortenhonig deklarieren zu können muss eine Pollenanalyse im Labor durchgeführt werden, um einen Anteil von mindestens 60% nachweisen zu können. Alles andere kann als „Blütenhonig“ deklariert werden.
Sortenhonige unterscheiden sich oftmals geschmacklich, in der Konsistenz und im Aussehen voneinander. Während Akazienhonig bspw. lange flüssig bleibt, kristallisiert Rapshonig relativ schnell und wird hart.
Erntemethoden
Weitere Unterscheidungen finden sich in der Art der Honigernte. Manche Imker ernten nur einmal im Jahr zum Ende der Saison. Dieser Honig schmeckt je nach Standort und Trachtbedingungen von Jahr zu Jahr unterschiedlich.
In der Regel wird Honig bei der Ernte geschleudert, der sog. Schleuderhonig. Die von den Bienen verdeckelten Waben werden im Holzrähmchen mit einem speziellen Messer geöffnet und in eine Honigschleuder gesteckt. Die anschließend ausgewirkte Zentrifugalkraft drückt den Honig aus der Wabe und in den Honigeimer hinein.
Bei Presshonig werden die Waben zunächst zerkleinert und mithilfe einer Presse (bspw. einer Mostpresse) zusammengepresst. Der so gewonnene Honig hat einerseits einen klein wenig herberen Geschmack und andererseits einen etwa fünfmal höheren Pollenanteil.
Wabenhonig ist eine Delikatesse, vor allem in der Türkei und in Nahost. Hierbei werden die Honigwaben als Ganzes ausgeschnitten und in kleinere Stücke zerteilt. Der Honig wird so verdeckelt mitsamt dem Wachs gegessen, welches vom Körper unverdaut ausgeschieden wird.
Heilkraft des Honigs?
Strenggenommen ist Honig kein Heilmittel, da es als Lebensmittel nach deutschem Recht als solches nicht deklariert werden darf. Dennoch schwören viele Menschen auf den Honigverzehr bei verschiedenen Gebrechen, wie Schlafstörungen oder Erkältungen. Presshonig spricht man sogar – aufgrund des höheren Pollenanteils – eine Immunisierung gegen Heuschnupfen zu.[2]
Bis auf eine gewisse Hilfe bei Wundheilung und die besondere Wirkung des teuren neuseeländischen Manuka-Honigs kann kaum eine beweisbare Angabe gemacht werden.[3] Es gibt zu wenige aussagekräftige Studien über die Wirkung von Honig. Wenn man sich vor Augen führt wie viele verschiedene Arten von Honig es gibt, kann man sich denken welche Probleme die Durchführung einer solchen Studie mit sich bringt.
Dennoch schwören nicht nur Imker auf die gesundheitsfördernde Wirkung des Honigs, der auf jeden Fall ein hundertprozentiges Naturprodukt ist.
Welchen Honig sollte ich kaufen?
An dieser Stelle soll es nicht um die Frage gehen welcher Honig am besten schmeckt, da darüber kaum eine objektive Aussage getätigt werden kann. Die Herkunft des Honigs spielt eine viel größere Rolle. Wenn Sie im Supermarkt Honig kaufen werden Sie feststellen, dass dort überwiegend Mischhonig verkauft wird: „Mischung von Honig aus EG-Ländern und nicht EG-Ländern“ ist in dieser oder ähnlicher Form sehr oft zu lesen. Machen Sie möglichst einen Bogen um diesen Honig und schauen Sie, dass er aus einer einzigen Region stammt.
Am besten ist es jedoch Sie kaufen Honig von einem Imker aus Ihrer Nachbarschaft, je näher desto besser. Vielleicht werden Sie jetzt sagen, dass wir als lokaler Imkerverein natürlich ein nicht ganz uneigennütziges Interesse daran haben dies zu behaupten. Mag sein, dass Sie damit nicht ganz unrecht haben. Fakt ist jedoch, dass Lebensmittel aus der eigenen Region für unseren Körper am besten geeignet sind.
Prof. Jürgen Tautz von der Universität Würzburg sagt hierzu: Das Lebensmittel, das in der Region produziert ist, in der wir aufgewachsen sind, in der wir leben, [macht] uns weniger Probleme […] als importierte Lebensmittel, wegen der Fremdbeimischungen-Fremdsubstanzen, an die unser Körper nicht gewöhnt ist. [Es] hat schon seine Gründe, warum die Lebensmittelallergien bei Kindern und Jugendlichen so gewaltig zunehmen. Und wenn wir chinesischen Honig zu uns nehmen [, der] Rhododendron-Pollen [enthält], die unser Körper nicht kennt, […] dürfen wir uns nicht wundern, dass er sich zur Wehr setzt. Aber die […] Blumen, die […] um uns herumwachsen, aus denen unsere Bienen Honig machen, kennt unser Körper.[4]
Sollten Sie also nicht jeden Monat etwa 60 bis 130€ übrig haben, um sich ein Glas Manuka-Honig mit zertifizierter Qualität zu kaufen, gehen Sie zu Ihrem lokalen Imker. Wenn Sie niemanden kennen sollten der Honig verkauft, so können Ihnen die Internetauftritte der Landesverbände weiterhelfen (HIER eine Weiterleitung zu der entsprechenden Liste auf der Seite des Deutschen Imkerbundes).
Noch ein Wort zur Konsistenz des Honigs
Honig kristallisiert mit der Zeit und wird fest. Dies ist ein Zeichen für hohe Qualität und Naturbelassenheit. Viele Imker kommen ihren Kunden jedoch entgegen und rühren den Honig nach der Kristallisation so, dass er cremig und sehr angenehm zum „aufs Brot streichen“ wird. Der Honig bleibt dabei unberührt. Es wird nichts beigemischt oder irgendwelche Inhaltsstoffe kaputt gemacht. Allein die Zuckerkristalle werden gelockert.
Eine andere Möglichkeit, die Sie auch einfach Zuhause durchführen können, ist die leichte Erwärmung des Honigs. Doch Obacht! Honig sollte unter keinen Umständen über 40°C erwärmt werden; besser sind 35°C oder 30°C. Durch eine übermäßige Erhitzung werden die Enzyme im Honig zerstört und er wird zu nichts weiter als einem gewöhnlichen Süßungsmittel. Am besten Sie lassen das Honigglas verschlossen für ein paar Minuten im warmen Wasserbad und im Nu haben Sie wieder flüssigen Honig.
ML
[1] Tautz, Jürgen: Phänomen Honigbiene. Berlin, Heidelberg 22012, S. 209, 215, 225.
[2] Crane, Eva: A Book of Honey. Oxford u.a. 1980, S. 94-99.
[3] Mix, Detlef: Die Heilkraft des Honigs. München 52011, S. 72-77.
[4] Tautz, Jürgen: Honig (Track 12, CD1), in: (Ders.): Der Bien. Superorganismus Honigbiene. Audio-CD, o.O. 2007.