Ursprünglich veröffentlicht am 10.05.16
Der neueste Infobrief der Bieneninstitute (06.05.16) hat mich ein wenig schockiert. Dort ist zu lesen:
Der neueste Infobrief der Bieneninstitute (06.05.16) hat mich ein wenig schockiert. Dort ist zu lesen:
Ja nicht schwärmen lassen. 
Die Schwarmimkerei ist nicht mehr zeitgemäß. Und das aus gutem Grund:
Die Königin und mehrere tausend Bienen verlassen das Volk und sorgen 
dafür, dass das Altvolk wochenlang für die Honigproduktion ausfällt.
Den Schwarm zu fangen ist zeitintensiv und nicht immer ungefährlich. 
Manch waghalsiger Imker hat sich beim Schwarm fangen den Hals schon 
gebrochen.
Auch wenn es dem Wesen der Bienen entspricht, ist eines klar: fast jeder
 nicht gefangene Schwarm wird noch vor dem Winter verenden (wesensgemäß 
aber respektlos). [1]
Die Argumente, die aus imkerlicher (!) 
Sicht gegen das Schwärmen sprechen sind nachvollziehbar und durchaus 
berechtigt. Vom Restvolk wird weniger Honig produziert, was für 
Freizeitimker, die auf einen hohen Honigertrag aus sind, durchaus ein 
schwerwiegendes Argument ist. Berufsimker müssen natürlich im Besonderen
 auf den Honigertrag achten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Immer mehr 
Freizeitimker geben sich allerdings mit einer einzigen Jahresernte Ende 
Juli zufrieden.
Zeitintensiv ist es gegebenenfalls 
ebenso, muss ich das Volk doch jede Woche auf bestiftete Weiselzellen 
überprüfen und es bis zum Schwarmabgang begleiten. Das kann je nach 
Völkerzahl schneller oder langsamer von Statten gehen. Wenn man 
allerdings bedenkt, dass man mit der Betreuung eines Bienenvolkes auch 
Verantwortung übernimmt, ist das nur ein schwaches Argument. Einen Hund 
muss ich regelmäßig Gassi führen und die liebe Katze will ebenso 
versorgt werden. Wenn ich weniger Zeit in die Imkerei investieren will 
oder kann, muss ich eben zwei statt zehn Völker halten.
Die Arbeitssicherheit und eigene 
Gesundheit sollte immer im Vordergrund stehen. Ein Schwarm in einem 10m 
hohen Baum ist schwieriger zu bekommen als einer, der gemütlich in 
Kopfhöhe von einem Ast herunter baumelt. Anleitungen zum Schwarmfang 
beschreiben die Tipps zur Arbeitssicherheit zu Genüge, sodass ich sie 
hier nicht noch einmal niederschreiben muss. Hinweise, wie man 
Schwarmfänger baut und nutzt, gibt es ebenso zuhauf.
Dass wilde Bienenvölker nicht überleben können hängt an mehreren Faktoren. Zu nennen sind da natürlich die Varroa[2]
 und Pestizide. Solche Völker können nicht betreut und behandelt werden.
 Schwerwiegender ist jedoch der mangelnde Wohnraum in unserer 
Kulturlandschaft. Bienen bevorzugen Baumhöhlen oder Felsspalten.[3] Aufgrund der intensiven Forstwirtschaft sind solche nur noch in den wenigen naturbelassenen Urwäldern zu finden.
Schwarmimkerei ist zeitgemäß!
Man muss die Entwicklungen der letzten 10
 Jahre und insbesondere die jüngerer Zeit schon gehörig verschlafen 
haben, um sich zu der Aussage hinreißen zu lassen, Schwarmimkerei sei 
unzeitgemäß. Daher meine These: Die Schwarmimkerei ist zeitgemäßer als 
je zuvor!
Nicht nur, dass immer mehr Neuimker mit 
alternativen Betriebsweisen zum Magazin beginnen. Ebenso gibt es neuere 
Erkenntnisse in der Forschung, die darauf schließen lassen dass der 
Schwarmtrieb der Gesundheit eines Bienenvolkes mehr als zuträglich ist. 
Der amerikanische Bienenforscher Thomas D. Seeley plädiert dafür, mehr 
Schwärme zuzulassen. Sie garantieren die genetische Vielfalt der Bienen,
 damit die Anpassungsfähigkeit und helfen den Varroadruck zu minimieren.
 Durch die Brutpausen im Altvolk und im Schwarm werden die Milben nicht 
nur in der Entwicklung ausgebremst, sondern auch steril und 
fortpflanzungsunfähig.[4]
Könnte man diese Erkenntnisse noch leicht
 übersehen, wird es schon schwieriger solcherlei Erkenntnisse zu 
ignorieren, wenn man sich die diesjährige Aprilausgabe der Zeitschrift Die Biene
 zur Hand nimmt. Gerade in Imkerkreisen sollte das Magazin eine enorme 
Reichweite genießen. Dort beschreibt Dr. Wolfgang Ritter die 
Selbstheilungskräfte des Schwarmtriebs, der nicht nur die Varroa 
dezimiert, sondern ebenfalls andere Krankheitserreger wie AFB-Sporen 
erfolgreich bekämpfen kann. Auch hier finden sich wieder nützliche Tipps
 zu Schwarmfang und Arbeitssicherheit.[5]
Man kann also festhalten, dass es aus 
imkerlicher Sicht sicherlich Nachteile gibt, wenn man seine Bienen 
schwärmen lässt. Für die Biene bedeutet dies jedoch vor allem 
gesundheitliche Vorteile und sollte es nicht heißen: Gesund Bienen, 
glückliche Imker?
Für die Zukunft alles Gute
Dem Autor des neuen Infobriefs wünsche 
ich für die Zukunft alles Gute und hoffe, dass die neueren Rundschreiben
 wieder sachlicher und weniger subjektiv werden. Dass die dargelegten 
Positionen aus dem Hintergrund des Autors als Vollerwerbsimker stammen, 
mag durchaus nachvollziehbar sein. Bedenkt man allerdings, dass diese 
gerade einmal 1% der gesamten Imkerschaft Detuschlands ausmachen[6], können sie nicht die Adressaten eines solchen Infobriefs sein.
Eine objektivere Handreichung, ohne mehr 
oder weniger versteckte Breitseiten gegen Betriebsweisen und 
Institutionen, stünde dem Infobrief gleichfalls als Sprachrohr von 
Einrichtungen zu Gesicht, die den Anspruch der Wissenschaftlichkeit 
zurecht erheben.
Ich hoffe sehr, dass dieser Brief nur ein Ausrutscher war.
ML
[1] Infobrief Bienen@Imkerei 08/2016 (Online unter: http://bienenkunde.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/0/65F778E109DAFFE2C1257FAB002AF143/$FILE/Infobrief_2016_08.pdf Stand: 06.05.16)
[2]
 Ob die Varroamilben ein wildes Volk eingehen lassen würden oder die 
Bienen sich anpassen würden, kann nicht klar gesagt werden. Der 
Bienenforscher Thomas D. Seeley untersucht im US-Staat New York wild 
lebende Bienenvölker, die auch ohne Behandlung überleben. Siehe auch: 
Thomas D. Seeley: Bienendemokratie. Wie Bienen kollektiv entscheiden und
 was wir davon lernen können. Frankfurt a.M 42014.
[3] Jürgen Tautz: Phänomen Honigbiene. Berlin, Heidelberg ²2012, S. 196.
[4] http://www.juergvollmer.ch/post/123286321794/thomas-seeley-bienenschwarm-varroa Stand: 08.05.2016.
[5] Wolfgang Ritter: Schwärme gesünder! So lassen sich die Selbstheilungskräfte der Bienen nutzen, in: Die Biene 4/2016, S. 8-9.
[6] http://www.deutscherimkerbund.de/161-Imkerei_in_Deutschland_Zahlen_Daten_Fakten (Stand: 08.05.2016)
Ja nicht schwärmen lassen. 
Die Schwarmimkerei ist nicht mehr zeitgemäß. Und das aus gutem Grund:
Die Königin und mehrere tausend Bienen verlassen das Volk und sorgen 
dafür, dass das Altvolk wochenlang für die Honigproduktion ausfällt.
Den Schwarm zu fangen ist zeitintensiv und nicht immer ungefährlich. 
Manch waghalsiger Imker hat sich beim Schwarm fangen den Hals schon 
gebrochen.
Auch wenn es dem Wesen der Bienen entspricht, ist eines klar: fast jeder
 nicht gefangene Schwarm wird noch vor dem Winter verenden (wesensgemäß 
aber respektlos). [1]
Die Argumente, die aus imkerlicher (!) 
Sicht gegen das Schwärmen sprechen sind nachvollziehbar und durchaus 
berechtigt. Vom Restvolk wird weniger Honig produziert, was für 
Freizeitimker, die auf einen hohen Honigertrag aus sind, durchaus ein 
schwerwiegendes Argument ist. Berufsimker müssen natürlich im Besonderen
 auf den Honigertrag achten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Immer mehr 
Freizeitimker geben sich allerdings mit einer einzigen Jahresernte Ende 
Juli zufrieden.
Zeitintensiv ist es gegebenenfalls 
ebenso, muss ich das Volk doch jede Woche auf bestiftete Weiselzellen 
überprüfen und es bis zum Schwarmabgang begleiten. Das kann je nach 
Völkerzahl schneller oder langsamer von Statten gehen. Wenn man 
allerdings bedenkt, dass man mit der Betreuung eines Bienenvolkes auch 
Verantwortung übernimmt, ist das nur ein schwaches Argument. Einen Hund 
muss ich regelmäßig Gassi führen und die liebe Katze will ebenso 
versorgt werden. Wenn ich weniger Zeit in die Imkerei investieren will 
oder kann, muss ich eben zwei statt zehn Völker halten.
Die Arbeitssicherheit und eigene 
Gesundheit sollte immer im Vordergrund stehen. Ein Schwarm in einem 10m 
hohen Baum ist schwieriger zu bekommen als einer, der gemütlich in 
Kopfhöhe von einem Ast herunter baumelt. Anleitungen zum Schwarmfang 
beschreiben die Tipps zur Arbeitssicherheit zu Genüge, sodass ich sie 
hier nicht noch einmal niederschreiben muss. Hinweise, wie man 
Schwarmfänger baut und nutzt, gibt es ebenso zuhauf.
Dass wilde Bienenvölker nicht überleben können hängt an mehreren Faktoren. Zu nennen sind da natürlich die Varroa[2]
 und Pestizide. Solche Völker können nicht betreut und behandelt werden.
 Schwerwiegender ist jedoch der mangelnde Wohnraum in unserer 
Kulturlandschaft. Bienen bevorzugen Baumhöhlen oder Felsspalten.[3] Aufgrund der intensiven Forstwirtschaft sind solche nur noch in den wenigen naturbelassenen Urwäldern zu finden.
Schwarmimkerei ist zeitgemäß!
Man muss die Entwicklungen der letzten 10
 Jahre und insbesondere die jüngerer Zeit schon gehörig verschlafen 
haben, um sich zu der Aussage hinreißen zu lassen, Schwarmimkerei sei 
unzeitgemäß. Daher meine These: Die Schwarmimkerei ist zeitgemäßer als 
je zuvor!
Nicht nur, dass immer mehr Neuimker mit 
alternativen Betriebsweisen zum Magazin beginnen. Ebenso gibt es neuere 
Erkenntnisse in der Forschung, die darauf schließen lassen dass der 
Schwarmtrieb der Gesundheit eines Bienenvolkes mehr als zuträglich ist. 
Der amerikanische Bienenforscher Thomas D. Seeley plädiert dafür, mehr 
Schwärme zuzulassen. Sie garantieren die genetische Vielfalt der Bienen,
 damit die Anpassungsfähigkeit und helfen den Varroadruck zu minimieren.
 Durch die Brutpausen im Altvolk und im Schwarm werden die Milben nicht 
nur in der Entwicklung ausgebremst, sondern auch steril und 
fortpflanzungsunfähig.[4]
Könnte man diese Erkenntnisse noch leicht
 übersehen, wird es schon schwieriger solcherlei Erkenntnisse zu 
ignorieren, wenn man sich die diesjährige Aprilausgabe der Zeitschrift Die Biene
 zur Hand nimmt. Gerade in Imkerkreisen sollte das Magazin eine enorme 
Reichweite genießen. Dort beschreibt Dr. Wolfgang Ritter die 
Selbstheilungskräfte des Schwarmtriebs, der nicht nur die Varroa 
dezimiert, sondern ebenfalls andere Krankheitserreger wie AFB-Sporen 
erfolgreich bekämpfen kann. Auch hier finden sich wieder nützliche Tipps
 zu Schwarmfang und Arbeitssicherheit.[5]
Man kann also festhalten, dass es aus 
imkerlicher Sicht sicherlich Nachteile gibt, wenn man seine Bienen 
schwärmen lässt. Für die Biene bedeutet dies jedoch vor allem 
gesundheitliche Vorteile und sollte es nicht heißen: Gesund Bienen, 
glückliche Imker?
Für die Zukunft alles Gute
Dem Autor des neuen Infobriefs wünsche 
ich für die Zukunft alles Gute und hoffe, dass die neueren Rundschreiben
 wieder sachlicher und weniger subjektiv werden. Dass die dargelegten 
Positionen aus dem Hintergrund des Autors als Vollerwerbsimker stammen, 
mag durchaus nachvollziehbar sein. Bedenkt man allerdings, dass diese 
gerade einmal 1% der gesamten Imkerschaft Detuschlands ausmachen[6], können sie nicht die Adressaten eines solchen Infobriefs sein.
Eine objektivere Handreichung, ohne mehr 
oder weniger versteckte Breitseiten gegen Betriebsweisen und 
Institutionen, stünde dem Infobrief gleichfalls als Sprachrohr von 
Einrichtungen zu Gesicht, die den Anspruch der Wissenschaftlichkeit 
zurecht erheben.
Ich hoffe sehr, dass dieser Brief nur ein Ausrutscher war.
ML