Jäger des verlorenen Schwarms

Wenn Bienen auf Wohnungssuche gehen, entstehen manchmal kuriose Situationen. Hohle Baumstämme und Höhlen sind selten und dass sich die Damen gerne mal unter den Dachfirst begeben, um sich dort dauerhaft niederzulassen keine Seltenheit. Hier kann der Imker immerhin intervenieren. Unglücklichere Stellen sind Zwischenräume in Mauern oder Dächern, wo man ein Volk kaum mehr wegbekommt.

Dieses Jahr bekam ich einen Anruf, dass sich Bienen in einem Kamin niedergelassen haben. Meine erste Idee war es, irgendwie einen Bienenkasten mit einer Brutwabe auf den Kamin zu stellen. Nach Beurteilung der Situation war mir mein Leben dann doch lieber, denn einen einfachen Zugang zum Dach gab es nicht und Bienenkasten sowie Werkzeuge sind sperrig.

Noch haben es die Damen nicht eingesehen, dass dies nicht der beste Ort zum leben ist.

Also blieb nur die Möglichkeit den Bienen klar zu machen, dass dies kein guter Ort ist, um sich niederzulassen. Es handelte sich zwar um einen toten Kamin, aber spätestens im Winter oder regenreicher Zeit wäre dies zu einem Problem für die Bienen geworden. Da die Bienen keinen Zugang zur Wohnung hatten, wäre es für die Bewohner weniger zum Problem geworden. Was also tun? Einen Wartungsschacht zum Kamin gab es und mit mehrmaligem Räuchern mit dem Smoker hatten die Bienen irgendwann verstanden, dass die Wohnungswahl keine gute war. Sie versammelten sich wieder außerhalb des Kamins und machten sich bereit für einen Umzug.

Nach dem Einräuchern sahen sie es dann aber doch ein. Alles bereit zum Abflug.

Dieser erfolgte dann am nächsten Tag. Wie der Zufall es wollte, kam ich genau in dem Augenblick wieder am Haus vorbei, als der Schwarm sich zum Aufbruch bereit machte. Ich konnte ihn noch ein wenig verfolgen, aber da meine Flugfähigkeit zu wünschen übrig lässt, musste ich die Verfolgung aufgeben. Vielleicht hatten sie sich in einem Waldstück niedergelassen, wo sie zumindest eine Chance zum Überleben hatten.

Ein paar Tage später ruft mich ein Imkerkollege an, der wegen eines Schwarms im Schnellkomposter gerufen wurde. Nun lässt es sich schwer nachweisen, aber mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich um denselben Schwarm, der schon einmal eine so ungünstige Behausung ausgesucht hatte. Sobald es im Sommer wärmer geworden wäre, hätte der Schnellkomposter seine ganze Wirkung erzielt und das Volk wäre den verendet. Einfach war die Extraktion nicht, aber letztendlich hat sie funktioniert und die Königin hatte es auch überstanden.

Das Kompostervolk beim Umsiedlungsversuch.

In der neuen Behausung wurden die alten Waben langsam ausgetauscht und das Volk ist wohlauf.

Die Königin sitzt unten und die alten Waben oben, damit die Brut auslaufen kann.

Wenn Königinnen auf Reise gehen – und nicht mehr wiederkommen

Wenn ein Bienenvolk schwärmt nimmt die alte Königin die hälfte des Volkes mit, um sich eine neue Behausung zu suchen. Die Kunst des Schwarmfangens besteht nicht darin, alle im Baum/Busch/Hundekinn sitzenden Bienen in die Schwarmfangkiste zu bekommen. Die Kunst ist es die Königin in der Box zu haben. Je nachdem wie der Schwarm in der Traube sitzt ist dies mal einfacher und mal schwieriger. Die Imkerin sollte immer etwas Zeit mitbringen oder es muss ein Ort zur Verfügung stehen, an dem man die Schwarmfangkiste bis zum Abend aufstellen kann. Ist die Königin nämlich in der Kiste, so werden die nicht eingefangenen Bienen alsbald in den Weg dort hinein finden.

Ein fast perfekt sitzender Schwarm. Hier ist die Königin dabei.

So steht es geschrieben, nur sind Bienen leider analpheten. Es kann also vorkommen, dass alles danach aussieht als ob die Königin im Volk sitzt, dem aber tatsächlich nicht so ist. Oder aber die Königin entschließt sich beim Einschlagen/Einlaufen lassen des Schwarms in eine neue Behausung dazu, doch noch einmal wegzufliegen und sich die Sache von oben anzuschauen. In den seltensten Fällen kommt sie zurück.

Ist die Königin dabei? Die Bienen ziehen langsam in die Schwarmfangkiste.

Was also tun, wenn man den Verdacht hat, dass die Königin doch nicht im neuen Schwarm sitzt? Von alleine können sich die Bienen keine heranziehen, fehlen doch die Maden im neuen Volk. Hier hilft die Weiselprobe!

Entweder man nimmt mit entsprechendem Werkzeug ein, zwei Larven aus der Wabe eines anderen Volkes oder, wenn man dies entbehren kann, nimmt man eine ganze Brutwabe mit Brut in allen Stadien und setzt sie in den neuen Schwarm. Die erste Methode mit künstlichen Weisezellen und darin befindlichen jungen Larven ist die schnellere Variante. Ist eine Königin im Volk, so haben die Bienen die Zelle bereits am nächsten Tag geleert. Ist keine Königin im Volk sieht man deutlich den Futtersaft.

Die Made schwimmt einen Tag nach einsetzen im Futtersaft. Das Volk hat keine Königin.

Dass die Königin abhanden kommt, ist aber eher eine Seltenheit.

Schwarmsaison Teil 6

Ursprünglich veröffentlicht im Juni 2018

BK NW

Brutnest (rot eingekreist) und Honigvorrat

Am 21. Juni findet die Sommersonnenwende statt. Danach werden die Tage wieder kürzer und im Bienenvolk bereitet man sich langsam schon auf den Winter vor. Das Datum ist ein wichtiger Stichtag für ImkerInnen und Bienen. Das Brutnest geht zurück und aller spätestens jetzt sollte der Varroa-Befall regelmäßig überprüft werden. In der Regel nimmt mit diesem Datum auch die Schwarmsaison ein Ende. Allerdings können auch im Juli noch Schwärme fallen, die es dann aber schwierig haben sich ausreichend auf den Winter vorzubereiten. Hier müssen Imkerinnen direkt für einen ausreichenden Futterstrom sorgen. Durch den frühen Start der Tracht in diesem Jahr kommt es sehr wahrscheinlich bald zu einer Trachtlücke für die Bienenvölker. Sobald Himbeere, Kastanie und Sommerlinde langsam verblüht sind, kommen fast nur noch Wiesenblumen zur Überbrückung in Frage. Hier sind alle Bienenfreundinnen und -freunde gefragt ihre Gärten so zu gestalten, dass die Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und sonstige Bestäuber ein Bett im Kornfeld finden.

Wenn Sie einen Schwarm sehen, keine Panik! Eine im Baum hängende Bienentraube hat kein Nest zu verteidigen, sodass die mitgezogenen Bienen kaum eine Stechgefahr darstellen. Kontaktieren Sie einen Imker, der den Schwarm einfängt. Kontaktdaten finden Sie auf der Seite des Landesverbandes saarl. Imker oder rufen Sie einen unserer Schwarmfänger an.

Schwarmsaison Teil 2 – Pro & Contra Schwärmen

Ursprünglich veröffentlicht am 01.05.18

Wir möchten in diesem Jahr vermehrt Werbung auf lokaler Ebene für unseren Verein machen. Der folgende Text sowie weitere dieser Reihe erscheinen/erschienen im Amtsblatt der Gemeinde Beckingen.

Weiselzelle 2 Magazin Garten

Wenn solche sog. Weiselzellen zu sehen sind, zieht bald ein Schwarm aus.

Die Vermehrung von Bienenvölkern durch Schwärme gilt als nicht mehr zeitgemäß. Die Ablegerbildung gilt als das bevorzugte Mittel. Dies ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn wie immer hat sowohl das Zulassen als auch das Verhindern von Schwärmen Vor- und Nachteile.
Pro-Schwärme: Der Schwarmtrieb hat eine reinigende Funktion im Bienenvolk. Nur gesunde Völker schwärmen und zudem wird durch eine natürliche Brutpause im Volk die Zahl der Brutparasiten (Varroa) vermindert. Weitere Eingriffe des Imkers zu deren Dezimierung in der Trachtzeit, wie bspw. das Drohnenbrutschneiden, sind nicht mehr notwendig.
Contra-Schwärme: Der Schwarmtrieb muss begleitet werden, sodass abgeschätzt werden kann wann der Schwarm auszieht. Ihn einfach ausziehen zu lassen ist gegenüber den Bienen und anderen Imkern unverantwortlich. Wenn er schwärmt muss man die Zeit haben ihn zu sichten und schließlich einzufangen, hier hilft es Nachbarn zu informieren. Zuletzt wird durch die Teilung des Volkes die Frühjahrsernte geschmälert.
Welchen Weg man verfolgt hängt von den eigenen Vorstellungen und der Betriebsweise ab.

Wenn Sie einen Schwarm sehen, keine Panik! Eine im Baum hängende Bienentraube hat kein Nest zu verteidigen, sodass die mitgezogenen Bienen kaum eine Stechgefahr darstellen. Kontaktieren Sie einen Imker, der den Schwarm einfängt. Kontaktdaten finden Sie auf der Seite des Landesverbandes saarl. Imker oder rufen Sie einen „unserer Schwarmfänger“ an (s. Online-Ausgabe des Beckinger Amtsblattes).

Schwarmsaison Teil 1 – Schwarmtrieb

Ursprünglich veröffentlicht am 25.04.18

Wir möchten in diesem Jahr vermehrt Werbung auf lokaler Ebene für unseren Verein machen. Der folgende Text sowie weitere dieser Reihe erscheinen/erschienen im Amtsblatt der Gemeinde Beckingen.

Kleiner Bienenschwarm

Schwarmtraube an einem Ast

Die sommerlichen Temperaturen der letzten Tage unterstützen die anhaltende Expansion des Bienenvolkes und das frühjährliche Trachtangebot tut das übrige. Der Bautrieb der Bienen beginnt, das Wabenwerk wird mit Wachs erweitert, welches sie aus Wachsdrüsen ausschwitzen. Die ersten männl. Bienen (Drohnen) schlüpfen. Der Platz im Stock wird eng und die Bienen bereiten sich auf die Vermehrung des Volkes vor, indem neue Königinnen nachgezogen werden. Kurz vor deren Schlüpfen wird die alte Majestät auf Diät gesetzt, sodass sie wieder zu fliegen in der Lage ist. Ein Teil des Volkes saugt Honig für 3 Tage auf und zieht in einem beeindruckenden Spektakel mitsamt der alten Königin aus. Solche Schwärme lassen sich zumeist unweit der alten Behausung in Kugelform nieder, um nach einer neuen Unterkunft zu suchen. Diese sog. Schwarmtrauben können bereits Ende April zu sehen sein, treten aber meist ab Mai auf. Wilde Bienenvölker haben heute aufgrund von Wohnungsnot und Parasiten nur sehr geringe Überlebenschancen. Die wenigsten können sich anpassen.

Wenn Sie einen Schwarm sehen, keine Panik! Eine im Baum hängende Bienentraube hat kein Nest zu verteidigen, sodass die mitgezogenen Bienen kaum eine Stechgefahr darstellen. Kontaktieren Sie einen Imker, der den Schwarm einfängt. Kontaktdaten finden Sie auf der Seite des Landesverbandes saarl. Imker oder rufen Sie einen „unserer Schwarmfänger“ an (s. Online-Ausgabe des Beckinger Amtsblattes).