Herbst ist Pflanzzeit – Bienenweide

Mit seinem nassen und kühleren Wetter ist der Herbst die ideale Zeit, um den eigenen Garten mit zahlreichen Pflanzen zu erweitern. Wer etwas für Bestäuber tun möchte, der findet im Folgenden einige Pflanztipps für Gehölze oder Stauden. Zwar gibt es in Baumärkten und Baumschulen zahlreiche Markierungen, die auf angeblich bienenfreundliche Pflanzen hinweisen, dabei handelt es sich leider in zahlreichen Fällen um “Bee-washing”. Insektenfreund sollen mit dem Versprechen gelockt werden, dass diese oder jene Pflanze besonders bienenfreundlich ist, der genaue Mehrwert erschließt sich jedoch nicht und die Pflanze ist eventuell nicht sonderlich geeignet.

Man sollte sich bei allen Pflanzen an zwei Regeln halten:

1. Niemals gefüllte Blüten kaufen! Diese bieten keinen Mehrwert für Insekten, da die Rüssel meist nicht an den Nektar herankommen und ein Pollensammeln von vornerein ausgeschlossen ist.

2. Je heimischer, desto besser! Auf jeden Fall sollte auf invasive Neophyten verzichtet werden. Manche Neophyten sind jedoch so heimisch, dass man auch diese pflanzen kann und einige sind sogar ein echter Mehrwert wie der Bienenbaum (Tetradium daniellii). Wichtig ist jedoch, dass sich die Arten nicht zu stark ausbreiten können.

Der phänologische Kalender – auch ein Mehrwert für alle Gärtnerinnen

Der Klimawandel wirft die Jahreszeiten durcheinander. Während sich Imkerinnen in früheren Zeiten mit ihren Arbeiten am Bienenvolk in der Regel noch an den Monaten orientieren konnten, starten die Bienen in einem wärmeren Frühjahr deutlich vor dem April. Daher ist der sogenannte phänologische Kalender seit geraumer Zeit bei Imkerinnen in aller Munde. Dieser teilt das Jahr in 10 Jahreszeiten ein, die mit der Blüte oder Fruchtreife verschiedener Pflanzen beginnen. Zu empfehlen ist das entsprechende Buch von Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter (Das Bienenjahr. Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur).

Bild: Ulmer-Verlag

Frühling, Sommer und Herbst werden dabei in je drei Unterjahreszeiten aufgeteilt. Der sogenannte Vorfrühling beginnt mit der Blüte der Haselnuss, deren Pollen ebenso wie der der Salweide sehr wichtig für die Aufzucht neuer Brut ist. Der Erstfrühling wird von der Forsythienblüte eingeleitet, die jedoch bis auf ihre Funktion als Indikator der Jahreszeit keine Funktion für die Insektenwelt hat. Die Apfelblüte leitet den Vollfrühling ein und bei den Imkerinnen geht es ans Eingemachte. Der Frühsommer beginnt mit der Holunderblüte und der Hochsommer mit der Sommerlinde. Ab dort zeigt die Fruchtreife der Eberesche den Beginn des Spätommers und die Fruchtreife des Schwarzen Holunders den Frühherbst an. Im Vollherbst (Fruchtreife der Stieleiche) und Spätherbst (Blattfärbung der Siteleiche) gibt es für Bestäuber nur noch Restblüten aus den Vormonaten. Der Winter wird durch den Nadelfall der Lärche eingeleitet.

Für Gärtnerinnen ist die Einteilung von Arbeitsschritten zu bestimmten Jahreszeiten ähnlich. Entsprechende Ratgeber gibt es in allen Buchhandlungen. Eine Auflistung der in “Das Bienenjahr” vorgestellten Blühpflanzen mit Pollen- und Nektarwert ist weiter unten zu finden. Diese beziehen sich vor allem auf Honigbienen, sind aber auch für andere Bestäuber wertvoll.

Vorfrühling: Haselnussblüte
Foto: Wikimedia Commons
Erstfrühlin: Forsythienblüte
(kein Trachtwert)
Foto: Wikimedia Commons
Vollfrühling: Apfelblüte
Foto: Wikimedia Commons
Frühsommer: Holunderblüte
Foto: Wikimedia Commons
Hochsommer: Sommerlindenblüte
Foto: Wikimedia Commons
Spätsommer: Fruchtreife Eberesche
Foto: Wikimedia Commons
Frühherbst: Fruchtreife Schwarzer Holunder
Foto: Wikimedia Commons
Vollherbst: Fruchtreife Stieleiche
Foto: Wikimedia Commons
Spätherbst: Blattfärbung Stieleiche
Foto: Wikimedia Commons

Stauden – Blühoasen für vielerlei Insekten

Biene auf Krokus
Foto: Markus Lay

Wer keinen großen Platz im Garten hat und dennoch einen kleinen Bereich als Nektaroase einrichten möchte, der kann zu Staudenpflanzen greifen. Diese lassen sich durch Trennen der Wurzel in der Regel einfach selbst vermehren oder vermehren sich, wie Knollengewächse, gleich selbst. Es sollte hier je nach Lichtverhältnissen am Standort die passende Pflanze ausgesucht werden und am besten mehrere gleiche Pflanzen nebeneinander. Die Krokusblüte ist übrigens nicht nur für Bienen interessant, sonder zeigt auch den geeigneten Zeitpunkt an, um Stauden zurückzuschneiden.

In großen Gärten lohnt es sich die Staudenbepflanzung genau zu planen. Hier macht es für die Bereitstellung der Bienenweide, aber insbesondere auch für die Ästhetik Sinn, Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten auszusuchen. Lange Blühzeiten und ungefüllte Blüten sind auch hier ein Muss! Eine Zusammenstellung geeigneter Stauden findet sich weiter unten.

Bienenbaum – ein Baum mit vielen Namen

Der Bienenbaum wird auch weniger Charmant “Samthaarige Stinkesche” genannt. Der lateinische Name ist Tetradium danielli. Wer für seinen Garten einen nutzbringenden Schattenspender sucht, aber kein Fallobst haben möchte, ist mit diesem Baum gut bedient. Der aus China und Korea stammende Baum kann in unseren Breiten eine Höhe um die 10 Meter erlangen, ist aber sehr frostempfindlich und daher keine invasive Art.

Er ist für fast alle Arten von Bestäubern extrem wertvoll, da er sehr viel Nektar und Pollen in seinen Blüten zur Verfügung stellt. Die Bäume blühen das erste Mal mit etwa sechs Jahren, aber auch dann können schon zahlreiche Honigbienen, Hummeln und andere Bestäuber an den noch gering vorhandenen Blüten beobachtet werden, die begierig an die nahrhaften Schätze zu gelangen versuchen.

Blüten des Bienenbaums
Foto: Wikimedia Commons

Die Erfahrung hat gezeigt, dass man diese Bäume nicht zu groß kaufen sollte. Eine Höhe von 100cm bis 150cm ist vollkommen ausreichend und sie wachsen in dieser Größe deutlich schneller. Es kann vorkommen, dass sie die ersten Fröste nicht gut überstehen. Oftmals treiben sie aber kurze Zeit wieder neue Zweige aus und kommen umso stärker nach. Aus persönlicher Erfahrung ist eine Pflanzzeit im Frühjahr, am besten nach den Eisheiligen zu empfehlen. Staunässe vertragen die Bäume überhaupt nicht.

Oligolektische Wildbienen – Gourmets statt Gourmants

Screenshot der Startseite des Pflanzenkatalogs für spezialisierte Wildbienen auf beebetter.de

Zahlreiche Wildbienen sind auf bestimmte Pollenarten spezialisiert. Die sogenannten oligolektischen Wildbienen sind darauf angewiesen, dass die entsprechenden Blüten zur Verfügung stehen. Sie sind regelrechte Gourmets, die nur ausgewählte Speisen zu sich nehmen. Ganz im Gegensatz zu Honigbienen, die eher unter die Kategorie Gourmant fallen. Sie brauchen reichlich Futter für ihre abertausenden an Stockgenossinnen und können daher nicht wählerisch sein. Übrigens ist dies auch ein Grund, warum viele Neuimker enttäuscht sind, dass trotz Bienenstock im Farten die Obstbäume nicht angeflogen werden. Wenn in der Nähe eine Streuobstwiese mit mehreren Apfelbäumen ist, bedienen sie sich daran. Das ist auch ökonomischer.

Wer mehr über “Gourmet-Bienen” erfahren will und diesen ein auserlesenen Gängemenü im Garten zubereiten möchte, findet dazu zahlreiche Informationen auf der Seite von BeeBetter. Wildbienenschutz ist immens wichtig, denn hier kümmern sich keine Imker um das Wohlbefinden.

Anhänge: Pflanzenkataloge und weitere Hilfen

Im folgenden Abschnitt finden Sie eine Zusammenstellung des Pflanzenkatalogs aus “Das Bienenjahr” mit Nektar- und Pollenwerten. Die Skala reicht von 0 bis 4, wobei 0 für kein Vorkommen und 4 für reichlich Vorkommen steht. Der Pflanzenkatalog zu Stauden entstammt dem Sonderheft zu Bienengärten des Bienenjournals. Hier wurden teilweise keine Trachtwerte gefunden, dennoch sind diese Pflanzen wertvolle Futterspender für allerlei Bienenarten.


Trachtpflanzen aus “Das Bienenjahr. Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur”
(hervorgehoben sind die Indikatoren für den Beginn der Jahreszeit)

SaisonNameNektarPollen
VorfrühlingErle03
 Haselnuss02
 Krokus32
 Pestwurz33
 Salweide44
 Schneeglöckchen22
ErstfrühlingFosythie00
 Buschwindröschen02
 Löwenzahn34
 Duftveilchen11
 Schlehe22
 Spitzahorn32
 Rote Johannisbeere22
 Süßkirsche44
 Stachelbeere31
 Winterraps44
VollfrühlingEberesche22
 Gewöhnliche Rosskastanie33
 Flieder23
 Goldregen12
 Himbeere43
 Wiesenschaumkraut22
 Apfel44
 Sauerkirsche44
FrühsommerBärlauch32
 Bergahorn42
 Edelkastanie33
 Holunder22
 Mohn03
 Robinie42
 Traubenkirsche11
 Echter Thymian32
 Kulturapfel (spätreifend)44
 Quitte11
 Ackerbohne, Saubohne22
HochsommerBrombeere33
 Großes Springkraut22
 Sommerlinde41
 Winterlinde41
 Silberlinde31
 Weißer Steinklee43
 Wald-Geißblatt22
 Durchwachsene Silphie22
 Phazelie43
 Saat-Luzerne31
 Weißer Senf23
SpätsommerEberesche (fruchtreife)  
 Efeu33
 Heidekraut33
 Echter Lavendel31
 Gewöhnlicher Liguster33
 Rainfarn22
 Echter Buchweizen43
 Sonnenblume33
FrühherbstSchwarzer Holunder (fruchtreife)  
 Herbstzeitlose22
 Kanadische Goldrute23
 Gewöhnliche Kratzdistel02
 Topinambur/Erdbirne22
VollherbstStieleiche (fruchtreife)  
SpätherbstStieleiche (Blattfärbung)  
WinterLärche (Nadelfall)  

Staudenpflanzen nach Bienenjournal Spezial: Bienengarten

SaisonNameNektarPollenBemerkung
VorfrühlingWinterling23 
 Schneeglöckchen22 
 Elfenkrokus32 
 Märzenbecher22 
 Lenzrose32 
 Schneeheide42 
ErstfrühlingBlaustern23 
 Lerchensporn   
 Buschwindröschen02 
 Kissenprimel21 
 Lungenkraut22 
 Taubnessel33 
SpätsommerAugust-Silberkerze22 
 Dahlie23 
 Goldrute23 
 Sonnenhut23 
 Herbstanemone   
 Indianernessel   
 Nachtkerze12 
 Roter Sonnenhut   
 Sonnenauge   
 Sonnenbraut34 
FrühherbstGlattblatt Aster   
 Herbstanemone   
 Herbstsedum32 
 Herbstzeitlose22 
 Kerzenknöterich   
 Kissenaster   
 Raublatt-Aster33 
 September-Silberkerze   
 Winteraster   

Bienen und der Klimawandel

Dieses Jahr war wieder ein sehr trockenes und generell viel zu warm. Dies spürt man auch bei der Arbeit mit den Bienen. Gerade jetzt in einer Zeit, in der die Bienen sich für den Winter bereit machen sollten und die Königin zusammen mit den Arbtierinnen die Winterbienen aufziehen, steigen die Temperaturen so hoch, dass es den Bienen zu heiß und trocken wird.

Bienen sind anpassungsfähig, aber sind sie es auch schnell genug?

Das Ergebnis sind brutfreie Völker. Die Imkerin muss hier mit flüssigfutter zufüttern, aber auch dies hat nicht imme den gewünschten Erfolg. Brutfreie Völker können aber auch den Vorteil haben, dass man diese effektiver und schneller gegen die Varroamilbe behandeln kann. Ob der “Vorrat an Winterbienen” schon im August/September reicht, wird sich zeigen. Ein zusätzliches Problem ist nämlich, dass sich die langlebigen Winterbienen zum Zwecke der Überwinterung schonen sollten, aber immer noch ausfliegen, um Nahrung zu suchen.

Hier muss die gesamt Imkerschaft in Zukunft wahrscheinlich umdenken.

Gefährliche Ratschläge (bitte teilen)

Ursprünglich veröffentlicht am 9.08.18

Aktuell geistert der unten stehende Beitrag durch die sozialen Netzwerke und Chatgruppen. So gut gemeint der Ratschlag auch ist, so gefährlich ist er auch. Je nach Aufstellungsort und Situation kann diese „Bienentränke“ Räuberei zwischen Bienenvölkern auslösen. Schlimmer noch ist der Vorschlag Honig in diesen Höllensud zu kippen! Insbesondere Importhonig ist mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Sporen der Amerikanischen Faulbrut belastet. Die Ansteckungsgefahr bei Bienenvölkern ist unwahrscheinlich hoch und der Ausbruch muss beim Veterinäramt angezeigt werden. Die Folge sind Sperrzonen, in denen die Bienenvölker unter besonderer Beobachtung stehen. Die Sanierung von befallenen Völkern ist sehr aufwändig und im schlimmsten Fall muss das gesamte Volk durch Schwefelstreifen abgetötet und die Stöcke verbrannt werden.

Wer wirklich etwas für Honig- und Wildbienen in dieser Jahreszeit tun möchte, der möge seinen Rasen oder gar Steingarten in eine Blumenwiese verwandeln oder einen Bienenbaum sowie andere Spätblüher pflanzen.

Unsinn